2019 war Armin Cerić zum ersten Mal als Jurymitglied beim zweiten Internationalen Bosnia-Herzegovina Looks Around Festival in Bottrop. In diesem Jahr übernimmt er den Jury-Vorsitz. Wir freuen uns sehr!
- Welche Chancen bietet die Online-Variante des Festivals im Vergleich zu einem Präsenzfestival?
Das Tolle an der Online-Variante ist, dass wir Menschen weltweit ermöglichen, unsere Filme zu sehen! So teilen wir unser kleines feines Festival aus Bottrop mit allen Filmfreunden - egal wo sie sich aufhalten. Das ist besonders schön, weil die Bewohner des Balkans schon seit Jahrzehnten überall auf der Welt verstreut leben... zu Gastarbeiterzeiten kamen viele nach Deutschland und sind geblieben. Nach und während des Krieges sind viele Familien ausgewandert. Manche kamen zurück, andere sind in ihrer neuen Heimat geblieben. Und wir können nun eben allesamt erreichen. Das ist wunderbar und ein schönes Zeichen für die Community weltweit. Natürlich gilt das ebenfalls für alle Cineasten da draußen.
- Wie unterscheidet sich die Jury Arbeit dann?
Im letzten Jahr haben wir in der Jury alle Filme zeitgleich mit dem Publikum gesehen, uns dann zur Beratung zurückgezogen und quasi direkt im Anschluss eine Wertung abgegeben. Und natürlich auch mal kontrovers diskutiert und um unsere jeweiligen Lieblinge gekämpft. Auch nimmt man die Stimmung im Publikum wahr und das trägt mit zum Erleben des Films bei. Da wir nun komplett auf digital umstellen, werden wir wohl eher allein zu Hause sein und die Filme dort sehen. Vielleicht sogar mehrfach. Wenn wir uns beraten mit der Jury muss das auch anders koordiniert werden. Das wird schon ein anderes Erleben sein als in einem Kinosaal mit großem Publikum.
- Was wird dir fehlen? Was ist die Bereicherung?
Mir wird der persönliche Kontakt zu meinen Jury-Kollegen fehlen aber vor allem auch der direkte Austausch mit den Organisatoren und dem Publikum. Ich habe die Menschen des Festivals als extrem engagiert und motiviert erlebt, hatte tolle Gespräche und Begegnungen und einen großen Haufen an positiver Energie mit nach Hause genommen. Das wird mir sicherlich fehlen. Auf der anderen Seite freue ich mich über die Möglichkeit, dass zum Beispiel meine Familie, die in Bosnien, Deutschland, Schweden und den USA lebt, die Chance hat, die Filme ebenfalls zu sehen. Und dann freu ich mich über den Austausch mit ihnen. Das ist unter den schwierigen Umständen, unter denen das Festival in diesem Jahr stattfindet, ein echtes Geschenk.